Angst

Vernichtende Gefühle – Teil 4: Angst

Wer die Angst besiegen will, muss durch sie hindurch Es gibt ein menschliches Grundgefühl, mit dem jeder von uns schon einmal Bekanntschaft gemacht hat: die Angst. Wir kennen sie aus Kindertagen, als wir uns vor Kobolden unter dem Bett fürchteten oder aus Schulzeiten, wenn wir vor jeder Prüfung mit ihr gerungen haben. Und auch noch […]

Wer die Angst besiegen will, muss durch sie hindurch

Es gibt ein menschliches Grundgefühl, mit dem jeder von uns schon einmal Bekanntschaft gemacht hat: die Angst. Wir kennen sie aus Kindertagen, als wir uns vor Kobolden unter dem Bett fürchteten oder aus Schulzeiten, wenn wir vor jeder Prüfung mit ihr gerungen haben. Und auch noch heute – im Beruf oder Privatleben – taucht sie manchmal wie aus dem Nichts in uns auf, um sich zwischen uns und unser Glück zu stellen.

Angelockt wird die Angst von Bedrohungen aller Art – ob durch Angriffe auf unsere Gesundheit in Form einer schweren Krankheit oder durch den Umzug in eine neue Stadt, der unser soziales Umfeld verändert und damit unsere bisherige Routine »bedroht«. Doch woher kommt dieses Gefühl der Bedrohung und Unsicherheit?

Vor Millionen von Jahren und zu Zeiten des Krieges sollte Angst unser Überleben sichern. Heute sind lebensbedrohliche Situationen zwar rar geworden, die Angst jedoch nicht. Bedrohungen gibt es nämlich auch heute noch tagtäglich – wenn auch im Kleinen: Zuverlässig überfällt uns die Frucht deswegen grundsätzlich in allen Momenten, in denen entweder Unsicherheiten oder Veränderungen im Spiel sind, die außerhalb unseres Gewohnheitsbereichs liegen: Das kann schon ein neues Gericht beim Japaner um die Ecke sein oder eine neue Kollegin im Büro.

Die Waffen der Angst

Sie haben schon seit Monaten Schmetterlinge im Bauch und malen sich in Gedanken schon jedes Detail einer gemeinsamen Zukunft mit Ihrem neuen Partner aus. Sie haben sogar die leise Vermutung, dass das Objekt Ihrer Begierde Ihre Gefühle erwidert, trauen sich aber nicht, diese Person anzusprechen. Die Angst, enttäuscht und zurückgewiesen zu werden, ist einfach stärker.

Eine typische Reaktion, denn in den seltensten Fällen führt Angst zu einer Handlung. Viel häufiger lähmt sie uns. Ähnlich wie ein Hamster, der Gefahr wittert, werden auch wir starr und steif, wenn wir uns vor etwas fürchten. Das Tragische: In diesem paralysierten Zustand verharren wir meist solange, bis nicht nur die Gefahr, sondern auch das mögliche Glück, das sich hinter ihr verbirgt, an uns vorüber gezogen ist – ohne dass wir uns getraut haben zuzugreifen.

Statt den Traummann anzusprechen, den leidigen Job zu kündigen oder uns mit einem Freund auszusprechen, verharren wir in Untätigkeit und ertragen die Konsequenzen: Frust, Liebeskummer und Schmerz! Wir glauben tapfer zu sein, aber in Wahrheit fällt uns das Leiden wesentlich leichter als das Handeln. Dabei sollte uns eines aber immer klar sein: Niemand – außer Ihnen selbst – kann Sie aus dieser Situation befreien!

Es kann aber auch anders ablaufen. Statt chronischer Passivität kann das Gefühl von Angst auch rege Aktivität bei uns hervorrufen. Grund sind die Reaktionen unseres vegetativen Nervensystems in beängstigenden Situationen: Wir atmen schneller, das Herz pumpt mehr Blut durch unseren Körper, der Blutdruck steigt, das gesamte Blut wird von den Eingeweiden in die Muskulatur und ins Gehirn gepumpt, die Verdauung arbeitet gar nicht oder unnötiger »Ballast« muss dringend abgeworfen werden. Das ist übrigens der simple Grund, warum viele Menschen in stressigen Situationen häufiger das stille Örtchen aufsuchen. Den wichtigsten Auftrag in unserem Körper erhält in einer Angstsituation jedoch die Nebennierenrinde: Sie muss reichlich Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin produzieren. Die Folge: Ein Überschuss an Energie und eine höhere Leistungsbereitschaft.

Heutzutage behindert uns der energiereiche Angstcocktail allerdings eher an einem normalen Alltag, statt uns vor Gefahr zu bewahren. Zum Beispiel, weil wir bei Angst häufig zu Hyperaktivität neigen. Bei einem Date kann sich das beispielsweise darin äußern, dass Sie reden wie ein Wasserfall, hektisch gestikulieren oder übermäßig schwitzen – eine Reaktion, die Sie auch bei einer Gehaltsverhandlung mit Ihrem Chef oder anderen stressgeladenen Situationen überfallen kann. Die Schwierigkeit in solchen Situationen besteht darin, dass unser Körper gerne nach urzeitlichem Vorbild flüchten würde, unser Verstand uns jedoch davon abhält.

Das klingt nun alles nicht besonders hilfreich. Ist es aber! Die zusätzlichen Energiereserven, die Ihnen Ihr Körper in Angstsituationen bereitstellt, können Sie nämlich zu Ihrem Vorteil nutzen. Machen Sie Ihren Körper zu Ihrem Verbündeten, um in Verhandlungen zu glänzen oder Ihren Flirtpartner von sich zu überzeugen. Diesen Effekt machen sich übrigens auch viele Schauspieler, Sänger und Moderatoren zu eigen, um bei hoher Anspannung die besten Leistungen zu erzielen.

Tipp 1: Nutzen Sie die Angst

Angst erzeugt zwar unangenehme Reaktionen im Körper, dennoch verbergen sich dahinter viele Vorteile. Auch wissenschaftlich ist der enge Zusammenhang zwischen Stress und Leistung längst belegt: Geringe körperliche und geistige Anspannung bringt geringe Leistung. Erhöhte körperliche und geistige Anspannung bringt höhere Leistung − aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wird dieser überschritten, kommt es zum bekannten Blackout.

Sie kennen das sicherlich aus eigener Erfahrung: Wenn uns ein Vortrag oder ein Projekt egal ist, investieren wir nicht all unsere Kräfte, um eine hervorragende Leistung zu bringen, wir strengen uns oft nicht einmal besonders an. Dementsprechend miserabel ist meist auch das Ergebnis. Liegt uns jedoch unser Vortrag oder unser Projekt sehr am Herzen, investieren wir sehr viel mehr. Die größere Anspannung in unserem Körper verhilft uns dann zu besseren Leistungen. Ist jedoch unser Vorhaben zu hoch gesteckt, dann reagiert unser Körper mit einem abrupten Leistungsabfall – wir geben auf oder erleben einen typischen Blackout.

Fazit: Lampenfieber ist ein »legales« Aufputschmittel, denn die Anspannung ist notwendig, um bessere Leistungen zu erzielen, die höhere Spannung im Körper gibt uns mehr Kraft und die höhere Adrenalindosis, die wir ausschütten, hält uns »wach« und »fit«.

Tipp 2: Akzeptieren Sie die Angst

Der erste Schritt, eine Angstsituation zu verändern, besteht darin, die Angst als solche anzunehmen. Wenn Sie im Jammertal verharren und ewig nach einem Schuldigen suchen, können Sie davon ausgehen, dass sich nichts ändern wird. Niemand ist für Ihre Situation verantwortlich. Niemand muss Ihnen helfen. Retten Sie sich aus eigener Kraft aus der Angst, denn nur so gewinnen Sie an Stärke. Denken Sie immer daran: Wer die Angst besiegen will, der muss durch sie hindurch.

Tipp 3: Durchschauen Sie Angstmuster

Auch wenn wir negative Erfahrungen gemacht haben oder generell ängstlich sind – eines steht fest: Angst ist eine reine Illusion. Ängste sind nicht existent, sondern nur ein Produkt unserer Gedanken und Gefühle. Oder mit den Worten von Aristoteles ausgedrückt: »Nicht die Dinge an sich ängstigen uns, sondern unsere Ansichten von den Dingen.« Meist geben wir aber anderen Menschen oder Situationen die Verantwortung für unsere Gefühle. »Du machst mir Angst.« »Die Veränderungen machen mir Angst.« »Der Chef macht mir Angst.« Dabei liegt es nur an uns. Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre Gefühle und akzeptieren Sie, dass Sie es sind, der gute oder schlechte Gefühle empfindet. Richtiger wäre es also zu sagen: »Ich mache mir Angst.« »Ich fürchte mich vor den Veränderungen.« »Ich ängstige mich vor dem Chef.«

Tipp 4: Gehen Sie Risiken ein!

Angst entsteht in Situationen, die uns nicht bekannt sind und außerhalb unseres Gewohnheitsbereichs liegen. Aber erst, wenn wir den Schritt aus dem routinemäßigen Trott wagen, erleben wir Neues, entwickeln uns weiter und werden mutiger. Keine Entwicklung ohne Veränderung – aber auch keine Veränderung ohne Risiko. Trotzdem sollten wir immer wieder solche Wagnisse in Kauf nehmen, auch wenn wir dabei Gefahr laufen, Fehler zu machen. Schließlich sind Fehler auch dazu da, um aus ihnen zu lernen.

Ihr Motto sollte daher ab sofort lauten: »Geht nicht gibt’s nicht.« Denn hinter jedem »Geht nicht« verbirgt sich ein »Kann nicht« und hinter dem »Kann nicht« verbirgt sich ein »Will nicht« und hinter dem »Will nicht« steht häufig das »Weiß nicht« – das Unbekannte, das Risiko, das Wagnis. Wir sollten uns immer wieder dazu ermutigen, Neues auszuprobieren. Genau das macht das Leben aus. Und haben wir unsere Angst erst einmal überwunden, werden wir reich belohnt: mit Selbstbewusstsein und echten Glücksgefühlen.

Ihre Monika Matschnig,
Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance

Bild: world of vector / Shutterstock.com

Monika Matschnig
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