Maskentheater

Maskentheater - Mundschutzmaske

Versteckte Gesichter erzeugen Unbehagen. Aber es gibt einen Vorteil…

Vor einigen Wochen sah ich in die ersten verdeckten Gesichter auf der Straße. Die Fremden waren mir fremder als fremd. Mit einem verstohlenen Blick und mehr Distanz lief ich an ihnen vorbei. Warum ist das so? Wir erfahren uns selbst in der Reaktion eines Gesichts. Da die Schutzmaske den größten Teil des Gesichtes verdeckt, ist das mimische Spiel nicht erkennbar. Das Gesicht ist nur unter einer Bedingung leblos – wenn es sich einige Meter unter der Erde befindet. Unbewusst fragen wir uns immer: „Ist er Freund oder Feind, mir wohlgesonnen oder abträglich, fröhlich oder traurig, ängstlich oder entspannt?“ 26 Gesichtsmuskeln sind verantwortlich für die Darstellung der Emotionen. Die Mimik verrät viel. Das Gesichtsspiel bestimmt den Kern jeder Konversation. Sie ist die Essenz eines Gesprächs. Und das geht nun verloren. Der Autor Botho Strauß sagte so treffend:

 „Das sprechende Gesicht ist dem sprechenden Mund übergeordnet.“

Der mimische Ausdruck fehlt, der im Menschen den Eindruck erzeugt. Es entfremdet. Mittlerweile versuchen viele auf humoristische Weise die Schutzmaske symbolisch aufzuwerten: Superhelden-Motive, Totenkopf-Symbole, Rolling-Stone-Zunge, ja und nicht zu vergessen – die Logo-Träger. Etwas erfreulicher ist der Visier-Gesichtsschutz, aber auch nur solange bis man nicht die Speichel-Partikel am Kunststoff kleben sieht. Nichtsdestotrotz, wirkt “Das Plastik-Visier” fremd. Da hilft auch nicht die viel gesehene “lachende” Schutzmaske, die doch einer leblosen Wachsfigur gleichkommt.

Als ich das erste Mal eine Mundschutzmaske anzog, reagierte ich selbst genauso verunsichert als bei den Maskierten. Würden die Menschen mein Mienenspiel trotzdem wahrnehmen? Ein Gefühl des „o.k.“ erzeugte es bei Menschen die auch Mundschutz trugen. Anders verhielt es sich bei Menschen die keinen trugen. Hier störte meine Maskierung gravierend. Ich fragte mich ständig: „Versteht er mich? Weiß er, was ich meine?“

Es gibt aber einen Vorteil: Die Maske bietet auch Schutz. Schutz vor der permanenten, gewünschten Inszenierung, zumindest in öffentlichen Räumen. Ein Stückchen mehr so zu bleiben wie man sich gerade fühlt. Gleichzeitig werden wir ein wenig mehr Rätsel für den anderen, genauso wie andere für uns zum Geheimnis werden.

Und dann machte ich eine wunderbare Begegnung mit einer maskierten älteren Dame auf der Parkbank. Ihre Blicke trafen mich wuchtig. Ich blieb stehen, blickte in ihren fesselnden Augen und sah den Funken, der auf mich übersprang. Da war mir klar, dass der tiefere Blick jeden treffen kann.

Wir müssen in nächster Zeit lernen, den Blickkontakt zu erzeugen, der den Kontakt schafft.

Ihre Monika Matschnig,

Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance

Bildquelle: Adobe Stock / #330765423 ©ala


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