Empathie bewusst einsetzen

Empathie verstehen und bewusst einsetzen

Formen, Unterschiede und Anwendung im Alltag

Empathie ist eine Fähigkeit, die es uns ermöglicht, die Gefühle und Perspektiven anderer Menschen nachzuvollziehen. Sie fördert prosoziales Verhalten. Doch was genau verbirgt sich hinter Empathie, und wie unterscheidet sie sich von verwandten Konzepten wie Mitgefühl und Mitleid?

Facetten der Empathie

Empathie ist nicht gleich Empathie. In der Psychologie werden unterschiedliche Formen unterschieden:

  • Emotionale Empathie: Hierbei fühlen wir das Gleiche wie unser Gegenüber. Wenn jemand traurig ist, spüren wir selbst Traurigkeit. Diese Form der Empathie ermöglicht es uns, die Emotionen anderer direkt nachzuempfinden.
  • Kognitive Empathie: Diese Variante bezieht sich auf das intellektuelle Verständnis der Gefühle und Gedanken einer anderen Person. Wir können uns in die Lage des anderen versetzen und nachvollziehen, warum er oder sie so empfindet, ohne die Emotionen selbst zu durchleben.
  • Mitgefühl (Compassion): Mitgefühl geht einen Schritt weiter. Es beinhaltet nicht nur das Verstehen oder Mitempfinden der Gefühle anderer, sondern auch den Wunsch, aktiv zu helfen und das Leid zu lindern. Mitgefühl ist mit positiven Gefühlen wie Fürsorge und Wärme verbunden und motiviert uns zu unterstützendem Handeln.

Empathie bildet die Grundlage für Mitgefühl, da sie uns ermöglicht, die Gefühle des anderen zu verstehen. Mitgefühl geht jedoch darüber hinaus und beinhaltet eine proaktive Komponente des Helfens.

Der Chamäleon-Effekt

Unsere Fähigkeit zur Empathie ist eng mit bestimmten neurologischen Prozessen verknüpft. Eine Schlüsselrolle spielen – wie Sie schon gehört haben – die Spiegelneuronen. Diese Nervenzellen werden aktiviert, wenn wir eine Handlung selbst ausführen oder beobachten, wie jemand anderes diese Handlung ausführt. Sie ermöglichen es uns, die Emotionen und Absichten anderer intuitiv nachzuvollziehen.

Ein weiteres interessantes Phänomen in diesem Zusammenhang ist der Chamäleon-Effekt. Er beschreibt die unbewusste Tendenz, die Gestik, Mimik oder Körperhaltung unseres Gegenübers zu imitieren. Durch dieses subtile Nachahmen entsteht ein Gefühl der Verbundenheit und Sympathie. Menschen, die diesen Effekt nutzen, als sympathischer und vertrauenswürdiger wahrgenommen werden.

Empathie im Alltag

Empathie ist nicht nur ein abstraktes Konzept, sondern hat konkrete Auswirkungen auf unser tägliches Leben. Sie ermöglicht es uns, effektiv zu kommunizieren, Konflikte zu lösen und tiefere Beziehungen aufzubauen. Indem wir uns in andere hineinversetzen, können wir ihre Bedürfnisse besser verstehen und angemessen reagieren.

Zudem ist Empathie lern- und trainierbar. Durch bewusstes Zuhören, offene Körpersprache und das Praktizieren von Achtsamkeit können wir unsere empathischen Fähigkeiten stärken. In einer zunehmend vernetzten und komplexen Welt ist Empathie eine unverzichtbare Kompetenz, die es uns ermöglicht, Brücken zu bauen und ein harmonisches Miteinander zu fördern.

Empathie weit mehr ist als nur das bloße Mitfühlen. Sie ist eine aktive, bewusste Haltung, die es uns ermöglicht, die Welt durch die Augen anderer zu sehen und entsprechend zu handeln. Indem wir Empathie kultivieren, tragen wir zu einer mitfühlenderen und verständnisvolleren Gesellschaft bei.

Empathie ist trainierbar – und eine der wirkungsvollsten Methoden dafür ist der bewusste Perspektivwechsel.

So funktioniert die Übung:

  1. Wählen Sie eine Alltagssituation aus, in der Sie auf Menschen treffen – sei es im Berufsleben, in der Familie oder im öffentlichen Raum (z. B. in der U-Bahn, im Café oder im Supermarkt).
  2. Beobachten Sie eine Person, ohne sie anzustarren oder unangenehm wirken zu lassen. Versuchen Sie, anhand ihrer Körpersprache, Mimik und Haltung ihre emotionale Verfassung zu erahnen.
  3. Stellen Sie sich drei Fragen:
    1. Was könnte diese Person gerade fühlen?
    2. Was könnte sie erlebt haben, das zu diesem Gefühlszustand geführt hat?
    3. Wie würde ich mich fühlen, wenn ich in ihrer Situation wäre?
  4. Testen Sie Ihre Einschätzung. Falls sich eine Gelegenheit ergibt, führen Sie ein kurzes Gespräch mit dieser Person (z. B. mit einer Kollegin, einem Kellner oder der Kassiererin). Versuchen Sie, ein Gefühl für ihren emotionalen Zustand zu bekommen und vergleichen Sie es mit Ihrer vorherigen Einschätzung.

Mit dieser Übung schulen Sie Ihre Wahrnehmung und Ihr Einfühlungsvermögen. Sie werden feststellen, dass Sie immer treffsicherer darin werden, die Emotionen anderer zu erkennen und darauf passend zu reagieren.

Ihre Monika Matschnig
Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance


Bild: arshit sachapara / istockphoto.com

Monika Matschnig
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