Konflikte konstruktiv lösen

Konstruktiv mit Konflikten umgehen

Nutzen Sie das W.I.S.E.R. Modell

Konflikte mag keiner. Doch jeder hat sie. Konflikte sind wichtig, da sie uns zeigen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Häufig reagieren wir inadäquat auf Konflikte. Aus einem Konflikt wird ein Streit, öfters ein böser Streit. Die Lösung? Runterschlucken? Eher nicht. Sprechen wir Konflikte nicht an, sondern schlucken sie runter, dann gehen sie nicht weg. Im Gegenteil: Sie beginnen zu schwelen und irgendwann macht es PENG! Sie brechen unkontrolliert aus.

Sind wir emotional angegriffen, dann reagieren wir wie ein Automat. So als würde ein Arzt mit einer Spatel die hintere Wand Ihres Rachens berühren und automatisch haben Sie das Gefühl, es kommt alles hoch. Wir alle kennen es: Jemand sagt etwas, das bei uns eine große innere Wut auslöst. Schon auf die kleinsten Aussagen oder Verhaltensweisen reagieren wir mit beleidigten Kommentaren, wütendem Schreien oder Worten, die dann zu einem echten Dilemma führen.

Vorgesetzte und Führungskräfte sollten Ihre Wut unter Kontrolle haben. Das negative Verhalten einer Führungskraft verankert sich in den Köpfen der Mitarbeiter.

Es gibt eine Methode, wie Sie konstruktiv reagieren können. Hierbei hilft uns das so genannte „W.I.S.E.R.“ Modell vom Psychiater Robert Waldinger und klinischem Psychologen Marc Schulz.

Sind Sie wieder einmal in einer Situation, die Sie in Rage bringt, dann kontrollieren Sie Ihre Amygdala – ihr Wutzentrum. Die Amygdala will nur das Beste für Sie und Sie vor unangenehmen Situationen schützen. Leider reagiert sie nicht rational. Sondern feuert unreflektiert drauflos. Das Ergebnis: wir beleidigen andere ungewollt. Was ist zu tun?

Schritt eins ist: Erkennen Sie das Wutgefühl. Haben Sie sich dabei ertappt, dann folgt Schritt 2. Umschalten auf das W.I.S.E.R. Modell. Schaffen Sie das, dann werden Sie Herr der Lage.

Das W.I.S.E.R. Modell ist eine perfekte Methode, um nicht noch tiefer in Streit zu geraten, sondern konstruktiv zu agieren.

The W.I.S.E.R. Model
Grafik aus: The Good Life von Robert Waldinger und Marc Schulz, Seite 150.

Schritt 1:  WATCH – Beobachte

Machen Sie nichts. Seien Sie neugierig. Neugierde beruhigt. Fragen Sie sich: Was passiert gerade im Außen? Was nehme ich in der Umgebung wahr? Was passiert in mir? Wo spüre ich diese Wut? Wie fühlt es sich an? Der zentrale Punkt: Kommen Sie in die SELBSTDISTANZIERUNG – beobachten Sie sich selbst.

Schritt 2: INTERPRET – Interpretiere

Gehen Sie in den Schuhen des Anderen – Walking in your shoes! Versetzen Sie sich in die Lage Ihres Gesprächspartners. Eine wunderbare Übung, um Empathie zu erlernen. Bedenken Sie:  Es dreht sich nicht immer alles um einen Selbst. Was geschieht gerade im Leben Ihres Kollegen? Ändern Sie die Perspektive und gehen Sie mal eine Zeit in den Schuhen Ihres Kollegen.

Man tendiert dazu frühzeitig etwas anzunehmen, was gar nicht der Wahrheit entspricht. Es ist der klassische Bestätigungsfehler. D.h. Sie wählen sich nur die Informationen aus, die Ihre eigenen Erwartungen bestätigen. Alleine die Frage: „Warum könnte er so reagieren?“ kann schon genug Antworten bringen, um Sie wieder auf den Boden zu bringen. Auch „Was könnte ich übersehen?“, „Was steht hier auf dem Spiel?“, „Was ist für mich an dieser Situation so herausfordernd?“ sind wichtige Fragen.

Schritt 3: SELECT – Selektiere

Sie haben sich nun dazu entschieden, die Situation zuerst zu beobachten, dann neu zu interpretieren. Jetzt stellen Sie sich die Frage: „Was soll ich tun?“, „Wie reagiere ich adäquat?“, „Was sage ich?“.  Sind Sie sich unsicher, dann besprechen Sie es mit einem vertrauenswürdigen Menschen. Wir alle haben einen blinden Fleck, den andere oft einfacher sehen.

Schritt 4: ENGAGE – Engagement

Werden Sie aktiv und suchen Sie das Gespräch mit dem Kollegen. Achten Sie auf den richtigen Zeitpunkt, den passenden Kontext, eine angenehme Stimme, zugewandte Körpersprache. Starten Sie mit: „Unsere Arbeitsbeziehung und du sind mir wichtig. Ich möchte mit dir sehr gerne einen Punkt klären und einen Kompromiss finden, damit wir auch in Zukunft erfolgreich zusammenarbeiten können…“ Kommt es zu einem Kompromiss, wunderbar. Wenn nicht dann kommt Schritt 5 ins Spiel.

Schritt 5: REFLECT – Reflektiere

Wenn alles vorbei ist, hilft uns die Reflexion. Am besten machen Sie sich eine Liste mit Fragen. Diese könnten lauten: „Gibt es alternative Möglichkeiten, diese Situation zu verstehen?“, „War ich mir über das gewünscht Ergebnis im Klaren?“, „Habe ich Mittel gewählt, die für die aktuellen Herausforderungen am besten waren?“, „Habe ich meine Reaktion geübt oder mit einer Vertrauensperson gesprochen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, das sie erfolgreich wird?“, „Was habe ich gelernt?“.

Auf den ersten Blick erscheint das Modell sehr umfassend zu sein. Es braucht durchaus ein wenig Übung, um erstens die Amygdala zu bändigen und zweitens reflektiert nach dem W.I.S.E.R. Modell zu agieren. In 90 Prozent reagieren wir adäquat. Es sind nur die 10 Prozent, die uns zu schaffen machen. Doch die schaffen Sie auch. Üben Sie es nicht nur im beruflichen Umfeld, auch in der Partnerschaft, bei Kindern und Freunden. Und schneller als Sie glauben, werden sich die Beziehungen verbessern.

Viel Spaß und Erfolg.

Ihre Monika Matschnig,
Expertin für Körpersprache und Wirkungskompetenz

Quelle: Waldinger, R. Schulz, Marc: The Good Life and how to live it: Lessons from the World’s Longest Study on Happiness, Rider, 2023.
Bildquelle: yuriyzhuravov / istockphoto

Monika Matschnig
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