„Stimmen sind hörbare Stimmungen.“
Andreas Tenzer
Wie wir sprechen, oder vielmehr, wie wir beim Sprechen klingen, hat eine enorme Wirkung auf andere. Mögen wir auch noch so eloquent sein, wird der Klang unserer Stimme als unangenehm empfunden, kommen wir einfach nicht an. Männliche Sprecher sind hier naturbedingt klar im Vorteil. Doch auch Frauen – und Männer! – mit zu hoher Stimmlage können trainieren, bei Reden und anderen öffentlichen Auftritten quasi eine Oktave tiefer zu sprechen. Ein Stimmcoaching hilft Ihnen, den besseren Ton zu treffen. Stimmhöhe ist aber nicht alles.
Schlechte Aussprache, breiter Dialekt, Lispeln, Zischen, Knödeln, all das sind eher Abtörner für die Zuhörer. Jedoch gibt es Ausnahmen. Das melodiöse Schwäbeln von Wolfgang Schäuble kommt bei vielen Menschen gut an, sie verbinden es mit Bodenständigkeit und Solidität. Das Nuscheln von Til Schweiger ist zu dessen Markenzeichen geworden, er setzt es fast schon als Stilmittel ein.
Zum einen verrät sie uns, was die sprechende Person bewegt. Sie kann zittern, sich überschlagen, glucksen oder einfrieren. Zum anderen lässt sie sich kalkuliert einsetzen, um Gefühle und andere Reaktionen auszulösen. Sie kann aufrütteln. In Wahlkampfreden erleben wir das, wenn die Argumente im Stakkato kommen und verbale Hiebe ausgeteilt werden. Sie kann einschläfern, langweilen. Durch eine monotone Sprechweise ohne Höhen und Tiefen, wie man sie nur allzu oft in TV-Interviews ertragen muss. Sie kann eiskalt töten. „Ich habe heute leider kein Foto für dich“, sagt Heidi Klum fast ohne Intonation, wenn sie ein Mädchen aus ihrer Modelshow verbannt.
Gerade in der Reduktion liegt oftmals das Geheimnis. Ein Räuspern, das Ablehnung oder Skepsis signalisiert. Eine bewusst leise Sprache, die alle Anwesenden zwingt, sich auf den Sprecher zu konzentrieren. Oder gar ein Schweigen, das verunsichert und eine mysteriöse Aura schafft.
Ihre Monika Matschnig,
Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance
Illustration: Kris_Tina / Shutterstock.com