Langsam sprechen

Die Kraft der Langsamkeit

„Langsam sprechen ist das neue Schnell.“

„Langsam sprechen ist das neue Schnell.“ Dieser Satz klingt im ersten Moment paradox, besonders in einer Welt, in der Geschwindigkeit als Zeichen von Intelligenz, Kompetenz und Effizienz gilt. Doch gerade beim Präsentieren liegt die Kraft oft im Gegenteil: im Innehalten, im langsamen Entwickeln von Gedanken – und in der Stille zwischen den Sätzen.

Warum Langsamkeit wirkt

Je komplexer oder bedeutender ein Thema ist, desto mehr Raum braucht es. Dieser Raum entsteht durch Pausen. Wer langsam spricht, wirkt nicht unsicher – sondern souverän. Langsamkeit ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Gute Redner wissen das. Denken Sie an Ursula von der Leyen – achten Sie einmal bewusst auf ihre Sprechweise, ganz unabhängig von ihrer politischen Rolle. Ihre Art zu sprechen – ruhig, klar, bedacht – gibt dem Gesagten Gewicht. Sie spricht nicht, um zu beeindrucken, sondern um zu erreichen. Und genau darum geht es.

Pausen schaffen Präsenz

Eine bewusste Pause alle 20 – 30 Sekunden (also etwa 2 – 3 pro Minute) ermöglicht es dem Publikum, das Gesagte zu verarbeiten. Gleichzeitig signalisieren Sie damit: „Ich habe etwas Wichtiges gesagt – nehmen Sie sich einen Moment.“

Die Pause ist kein Zeichen von Leere. Sie ist ein kraftvoller Moment des Nachhalls. Denken Sie an großartige Redner oder Comedians – ihnen kann man stundenlang zuhören, weil sie den Rhythmus beherrschen: Spannung, Pause, Auflösung.

Was uns am langsam Sprechen hindert

Viele Menschen sprechen zu schnell – aus vier typischen Gründen:

  1. Nervosität – man will „durchkommen“
  2. Schnelles Denken – der Mund versucht, dem Kopf hinterherzukommen
  3. Komplexität – man glaubt, alles erklären zu müssen
  4. Übervorbereitung – man will alles liefern, was vorbereitet wurde

Doch genau hier liegt das Missverständnis: Gute Präsentationen liefern nicht alles – sie führen. Und Führung braucht Ruhe.

Ein Gedankenexperiment

Versuchen Sie einmal, so langsam zu sprechen, dass Sie selbst denken: „Meine Zuhörer sterben vor Langeweile.“ Und dann holen Sie sich Feedback ein. Sie werden überrascht sein: Ihre Zuhörer werden Ihnen dankbar sein. Denn langsames Sprechen schafft zwei Dinge: Verständnis und Verbindung.

Sprache als Einladung

Was wäre, wenn Sie Ihre Rede als Einladung verstehen? Nicht als Lieferung. Nicht als Show. Sondern als Gespräch – auch dann, wenn nur Sie sprechen. Dann wird jedes Wort bedeutungsvoller. Dann wird jede Pause eine Möglichkeit zur Resonanz.

Der Management-Vordenker Dr. Reinhard K. Sprenger ist ein Meister dieses Prinzips. Nach starken Aussagen schweigt er bewusst – und lässt sein Publikum denken. So entsteht Präsenz. Nicht durch Lautstärke. Sondern durch Wirkung.

Übung für Ihren nächsten Auftritt

  • Nehmen Sie sich ein Thema. Formulieren Sie drei Kernaussagen.
  • Sprechen Sie jede Aussage einzeln, in die Kamera oder vor einem Spiegel.
  • Nach jeder Aussage: Pause von 3 – 5 Sekunden. Aushalten. Atmen.
  • Sprechen Sie weiter – und beobachten Sie, wie sich Ihr innerer Zustand verändert.

Optional: Nehmen Sie sich auf Video auf und analysieren Sie, wann Sie sprechen – und wann Sie wirken.

Langsamkeit ist keine Stilfrage. Sie ist ein Zeichen von Souveränität. In einer Zeit, in der alle immer schneller kommunizieren, wird die Langsame zur Führungskraft im Raum. Sie gibt Orientierung, schafft Klarheit – und öffnet die Tür zur echten Verbindung.

Langsam zu sprechen heißt nicht, wenig zu sagen. Es heißt, klug zu führen.

Ihre Monika Matschnig
Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance

Bild: Rybakova / istockphoto.com

Monika Matschnig
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