Sorgen und loslassen

Warum machen Sie sich Sorgen?

Die Weisheit des Loslassens

„Können Sie das Problem lösen – warum machen Sie sich Sorgen?
Können Sie das Problem nicht lösen – warum machen Sie sich Sorgen?“

Dieses asiatische Sprichwort habe ich vor einigen Tagen aufgeschnappt. Auf den ersten Blick entfaltet es eine Gelassenheit. Es lädt dazu ein, den Dingen mit mehr Ruhe zu begegnen, mit einem klareren Blick auf die eigenen Reaktionen. In einer Welt, die von Reizüberflutung, Unsicherheit und ständiger Erreichbarkeit geprägt ist, wirkt diese Weisheit wie eine innere Insel der Stille. Doch was steckt wirklich dahinter – und wo stößt dieser Gedanke an seine Grenzen?

Die Weisheit des Loslassens

Der Kern dieses Sprichworts ist eine Einladung zur emotionalen Entlastung. Wenn ein Problem lösbar ist, dann ist Handeln die beste Medizin – nicht das Grübeln. Und wenn es nicht lösbar ist, dann bringt auch Grübeln keine Veränderung. In beiden Fällen wird Sorge zur mentalen Energieverschwendung. Diese Denkweise erinnert an das stoische Denken: Auch dort geht es darum, sich auf das zu konzentrieren, was im eigenen Einflussbereich liegt – und das andere loszulassen. Ein fokussierter Geist ist weniger anfällig für Angst oder selbstschädigende Gedankenkreise.

Gedankenimpuls 1: Die Angst vor dem Kontrollverlust

Warum sorgen wir uns überhaupt? In vielen Fällen liegt es an dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Sorgen geben zumindest die Illusion von Einfluss. Sie sind eine Form innerer Aktivität – auch wenn sie objektiv nichts bewirken. Das Sprichwort entlarvt diese Dynamik: Es zeigt, dass Sorgen selten eine sinnvolle Lösung darstellen.

Fragen Sie sich: Hilft Ihnen Ihre Sorge im Moment wirklich weiter – oder bringt sie Sie innerlich eher aus dem Gleichgewicht?

Gedankenimpuls 2: Akzeptanz ist kein Aufgeben

Ein verbreitetes Missverständnis lautet: Wer loslässt, hat aufgegeben. Doch wahre Akzeptanz ist kein resigniertes Schweigen, sondern ein aktives Annehmen der Realität. Sie ist der erste Schritt zu innerem Frieden – nicht zur Passivität. Das Sprichwort ruft nicht zur Gleichgültigkeit auf, sondern zu bewusster Klarheit. Es geht darum, sich gegen unnötiges Leiden zu entscheiden.

Fragen Sie sich: Was würde geschehen, wenn Sie aufhören würden, sich über ein bestimmtes Problem Sorgen zu machen? Würde sich dadurch etwas verschlechtern – oder vielleicht sogar verbessern?

Die Grenzen des Sprichworts

So kraftvoll diese Lebensweisheit ist – sie ist kein Allheilmittel.

1. Emotionen lassen sich nicht immer rationalisieren

Sorgen sind nicht nur kognitive Prozesse, sondern oft tief emotional verankert – in Angst, Verlust, Schmerz. In akuten Krisen kann der Aufruf zur Gelassenheit fast zynisch wirken.

2. Nicht jedes Problem ist individuell lösbar

Was, wenn das Problem strukturell ist – Armut, Diskriminierung, Klimawandel? In solchen Fällen ist Sorge oft notwendig, um Bewusstsein zu schaffen und gemeinsames Handeln zu ermöglichen.

3. Verdrängung ist keine Lösung

Manche Menschen nutzen solche Sprichwörter, um sich unbequemen Wahrheiten nicht stellen zu müssen. Doch wahre Weisheit bedeutet nicht, Probleme zu ignorieren – sondern ihnen auf andere Weise zu begegnen.

Dieses Sprichwort kann helfen, innerlich zur Ruhe zu kommen und Prioritäten zu klären. Doch es verlangt auch Achtsamkeit: Nicht jede Sorge ist irrational. Manche sind ein wertvolles Signal – ein Hinweis darauf, dass etwas wichtig ist.

Vielleicht liegt die größte Weisheit darin, zu erkennen: Wann Sorgen lähmen – und wann sie ein Aufruf zum Handeln sind.

Ihre Monika Matschnig
Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance

Bild: AI / ChatGPT

Monika Matschnig
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