Wohin mit den Händen?
Es gibt Gesten, die auf den eigenen Körper bezogen sind, und solche, die von diesem gerichtet sind. Schauen wir uns zunächst die auf den Körper bezogenen Gesten an. Sie dienen der Ableitung oder Steigerung der eigenen Erregung oder Anspannung. Zum Beispiel zählen Schutz-, Abwehrgesten oder Manipulationen am eigenen Körper zu ihnen. Sie erfolgen eher unbewusst. Es handelt sich um adaptive Reaktionen, sogenannte Selbst-Beruhigungssignale, die den Zweck haben, uns selbst zu entspannen. Am häufigsten sind sie nach stressigen Erlebnissen zu beobachten. Wenn ein Politiker auf unangenehme Journalistenfragen reagieren muss. Oder in Verhandlungen, wenn es in die heiße Phase des Vertragsabschlusses geht. In solchen Situationen zupft oder wischt der Betroffene an seiner Kleidung, er kratzt sich im Halsbereich oder reibt Zeigefinger und Daumen aneinander. Manche Gesten sind auffällig, andere sehr subtil. Mit auf den Körper bezogenen Gesten drücken wir auch gerne Empfindungen und Gefühle aus. Wir ballen die Hand zur Faust, wenn wir verärgert sind. Bei Nervosität zittern unsere Finger.
Gesten, die vom Körper weggerichtet sind, dienen der Interaktion mit anderen Menschen. Sprache und Gesten arbeiten zusammen, um einen Gedanken auszudrücken. Zum Beispiel, wenn wir Aufzählungen machen – erstens, zweitens, drittens – und dazu die Finger nacheinander in die Luft strecken. So verstärken wir unsere Worte. Die Geste erhöht die Aufmerksamkeit und sorgt zudem für eine dynamische Sprechweise.
Überhaupt können wir mit manchen Gesten das gesprochene Wort komplett ersetzen. Dabei handelt es sich um Embleme: konventionelle Gesten, die Angehörige einer Gesellschaft oder Gruppe anwenden und unmittelbar verstehen. Denken wir an die Hand der Moderatorin in einer Talkshow, die auf diejenige Person deutet, die nun an der Reihe ist. Oder an den Stinkefinger, den ein Fußballspieler dem anderen nach einem Foul zeigt.
Unsere Gestik ist gut kontrollierbar, wir können sie daher auch leichter trainieren und optimieren als andere Aspekte der Körpersprache. Wohin mit den Händen? Alleine diese Frage kann quälend sein für jeden, der vor anderen Menschen auftreten muss. Die eigenen Worte mit Gesten zu unterstreichen, ist ein guter Weg. Der Gestikulation beim Reden kommt eine enorme Bedeutung zu. Wer gestikuliert, wirkt offen und eloquent. Noch wichtiger: Man hört ihr oder ihm zu. Wer dagegen starr wie festgeschraubt vor seinem Publikum steht, erzeugt schnell Langeweile. Aber auch hier gilt wieder: Die Gestik bzw. redebegleitende Gestik muss zum Inhalt und zur Person passen.
Ihre Monika Matschnig,
Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance
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