Zorn - Vernichtende Gefühle

Vernichtende Gefühle – Teil 2: Zorn

Ärgern Sie sich nur über das, was Sie auch ändern können

Wann und warum werden wir wütend? Denken Sie doch einfach an das letzte Mal zurück, als Sie sich geärgert haben. Was ist im Vorfeld des Ärgers passiert? Wahrscheinlich werden Sie feststellen, dass Sie sich durch die Worte oder das Verhalten eines anderen verletzt und angegriffen oder ungerecht behandelt fühlten. Ergo: Ihr Selbstwertgefühl war angekratzt. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass unser Ego umso verletzlicher ist, je weniger wir zu uns stehen und je weiter wir von einem authentischen Leben entfernt sind.

Anders ausgedrückt: Je mehr wir lernen, uns selbst anzunehmen, und je weniger wir uns selbst der größte Feind sind, desto weniger ärgern wir uns, und können über den Dingen stehen und gelassen bleiben.

Was natürlich nicht heißt, dass wir uns überhaupt nicht mehr ärgern dürfen oder sollten. Im Gegenteil: Es gibt sogar notwendigen und regelrecht heilsamen Ärger. Wenn etwa ständig auf einem bestimmten Kollegen im Betrieb herumgetrampelt wird, wenn ein Kind Tag für Tag gegenüber seinen Geschwistern oder Klassenkameraden benachteiligt wird und es nichts recht machen kann, wenn ein Partner sich alles herausnehmen darf und der andere kuschen muss – wenn es sich also um eine wirklich ungerechte Situation handelt, dann ist ein innerlicher Widerstand berechtigt und notwendig. Man muss nur damit umzugehen wissen.

Was fange ich mit meiner Wut an?

Ärger kann uns die Energie geben, gegen Ungerechtigkeiten anzugehen, schiefe Beziehungen gerade zu rücken oder Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Fragt sich nur, wie wir unsere Gefühle am besten handhaben, damit wir mit der freigesetzten Kraft nicht das kaputtmachen, was wir eigentlich retten wollen.

  • So abgedroschen es klingen mag, die beste Taktik bei aufkommender Wut ist erstmal bis zehn zählen – manchmal vorsichtshalber auch bis 100 –, tief durchatmen, die Augen schließen und sich beruhigen. Natürlich schafft man ein Ärgernis damit nicht aus der Welt, aber für den nächsten Schritt braucht es vor allem eins: Vernunft und etwas Ruhe.
  • Wenn Sie die erste »Zorneswelle« überstanden haben, setzen Sie sich mit der ärgerlichen Situation auseinander. Formulieren Sie zunächst die negativen Gedanken, die Sie zornig machen, wie beispielsweise: »Sie hat kein Recht, so etwas zu tun/sagen.« Dann korrigieren Sie Ihren Gedankengang. Zum Beispiel: »Der andere verhält sich so, wie er es tut, weil er der Meinung ist, dies sei in Ordnung.« Es gibt verschiedene Gründe für sein Verhalten: weil er es nicht besser weiß, weil er es nicht besser kann, weil er Angst hat, sein Gesicht zu verlieren, weil er von Ihnen beachtet werden will etc. Hinter diesen Überlegungen steckt der Gedanke, dass der andere das Recht hat, sich so oder so zu verhalten – auch wenn es Ihnen nicht gefällt oder Sie nie so etwas tun würden. Sie sind jedoch ebenso berechtigt, ihm Ihre Meinung zu sagen und sein Verhalten abzulehnen. Ob er sein Verhalten daraufhin ändert, liegt bei ihm.
  • Gerade im Alltag ärgern wir uns oft über tausend unwichtige Kleinigkeiten. Erinnern Sie sich in solchen Momenten daran, dass Ihre Wut die Welt nicht ändern wird. Nur weil Sie sich ärgern, fährt weder der Autofahrer vor Ihnen schneller, noch werden Ihre Kinder ordentlicher oder Ihr Partner pünktlicher.
  • Wenn alles nichts geholfen hat und Sie trotz allem in die »Wutfalle« getappt sind, dann ist es besser, Ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, als sie hinunterzuschlucken. Entscheidend ist dann natürlich, wie Sie Ihren Zorn ausdrücken.
  • Wenn Sie so sauer sind, das Sie glauben, sich nicht mehr beherrschen zu können, dann donnern Sie nicht los, sondern nehmen Sie sich ein Blatt Papier und schreiben Sie Ihre Beschwerden auf. Verwenden Sie dabei auch Schimpfwörter, wenn Ihnen danach ist – Papier ist ja bekanntlich geduldig. Alternativ können Sie der prekären Situation auch den Rücken kehren, die Szene einfach kurz verlassen und entspannter zurückkommen – Hauptsache, Sie halten sich der betroffenen Person gegenüber zurück. Sind Sie allerdings nicht ganz so wütend, können Sie denjenigen, der an Ihrem Ärger beteiligt ist, ruhig direkt ansprechen. Drücken Sie sich aber bewusst nur in der Ich-Form aus: »Mir gefällt nicht, dass … Ich habe mir … vorgestellt. Ich habe erwartet, dass …«. Vermeiden Sie es, in der Du-Form zu reden: »Wie konnten Sie nur… Das war das Letzte, was Sie… Immer machst Du….«.
  • Ist das Ärgernis ausgestanden, reflektieren Sie das ganze Problem noch einmal und fragen Sie sich, wie sich eine solche Situation in Zukunft vermeiden lässt.

Ihre Monika Matschnig,
Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance

Bild: Jo Ritchy / Shutterstock.com

Monika Matschnig
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