Die große Show der leeren Gesten
Das TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump war weniger eine ernsthafte politische Debatte als ein Spektakel voller nonverbaler Spielereien, persönlichen Angriffen und leeren Worthülsen. Millionen Zuschauer beobachteten jede Bewegung und jedes Zucken genau. Doch was sagen diese isolierten Gesten wirklich aus?
Analysten behaupten, nonverbale Hinweise bieten tiefe Einblicke in die Gedanken und Gefühle der Kandidaten. Doch ist das, was wir sehen, wirklich mehr als ein Körpersprachen-Zirkus? Trump und Biden – echte Profis! 😉 Ihre Show lässt jeden Zirkusdirektor vor Neid erblassen. Jede Geste, jeder Blick sitzt. Naja, fast.
Beide wissen, dass jede Bewegung zählt. Sie sind die Balletttänzer der Politik – weniger Inhalt, mehr Anzug. Hinter ihnen steht ein Heer an Beratern, das Senioren noch kameratauglich macht. Vor der Kamera sind sie „Weiße“-Profis, stets auf ihre beste Performance bedacht. In Sachen Durchhaltevermögen und Inszenierung könnten sich jüngere Kollegen eine Scheibe abschneiden.
Donald Trump, bekannt für seine theatralischen Auftritte, dominierte die Bühne mit einer Mischung aus Selbstvertrauen und Angriffslust. Er gestikulierte – mit seinen üblichen 3 Gesten – und seine Körpersprache war energiegeladener, das Stärke und Dominanz signalisierte. Viele Experten deuteten auch die kleinsten Gesten oder Grimasse als Zeichen von Verachtung, Überzeugung, kaschierte Unsicherheit oder Aggression. Kann jemand in den Kopf hineinblicken? Und seine Antworten hatten oft wenig mit den Fragen zu tun. Er positionierte seine Kernbotschaften, so wie es ihm lieb war.
Joe Biden hingegen setzte auf eine ruhigere, fast großväterliche Präsenz. Der Rowdy war er nie und wird es mit 81 Jahren auch nicht mehr werden. Die anfängliche dünne Stimme wird als Lungenproblem ausgelegt oder eine Erkältung. Wenn er ins Leere blickte, interpretierten Analysten dies als Unterwerfung, Selbstbeherrschung oder sogar als Zeichen von Demenz. Was nun? Vielleicht war es aber auch nur Erschöpfung angesichts der vielen Faktoren, auf die im Studio zu achten gilt. Doch wird Biden emotional, dann regt sich auch sein Pokerface und er kontert „der wirkliche Trottel hier sei Trump.“ Und das finden dann alle wieder großartig. Komische Welt.
Forscher warnen vor den Gefahren überinterpretierter Körpersprache. Was als Zeichen von Nervosität oder Lüge gewertet wird, kann genauso gut kulturelle Unterschiede oder persönliche Eigenheiten widerspiegeln. Der hochgezogene Trump’sche Lippenwinkel mag verärgerte Zustimmung signalisieren, könnte aber genauso gut Magenbeschwerden sein. Der fokussierte Blick von Biden könnte ein Zeichen von Klarheit sein oder einfach nur ein Zeichen einer hohen Dioptrie.
Nichtsdestotrotz, Körpersprache ist mächtig. Sehr mächtig. Ihre Wirkung reicht weit über das hinaus, was mit Worten allein erreicht werden kann. Besonders in der Politik entscheidet die souveräne Körpersprache über Sieg oder Niederlage. Ein TV-Duell kann durch den kleinsten nonverbalen Fehltritt entschieden werden. Deshalb ist Vorbereitung unerlässlich, um im entscheidenden Moment Höchstleistungen abrufen zu können – wie im Spitzensport.
Es geht darum, das gesamte Bild zu erfassen, statt jede kleine Geste isoliert zu interpretieren. Während sich selbsternannte Gurus über die Bedeutung jeder Bewegung streiten, ist es wichtig zu erkennen, dass nicht jedes Zucken eine tiefere Bedeutung hat. Entscheidend ist, wie die Gesamtheit der Körpersprache wahrgenommen wird und welche Wirkung sie entfaltet.
Wie im Spitzensport gilt auch in der Kommunikation: Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg. Dazu gehören:
Jeder kann diese Techniken lernen und dadurch überzeugender und vertrauenswürdiger wirken. Vernachlässigen Sie nicht Ihre Wirkung. Was nutzen die besten Ideen, wenn sie nicht überzeugend präsentiert werden? Nichts. Und, wie wirken Sie?
Ihre Monika Matschnig,
Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance
Bild: gguy44 / istockphoto.com