Vernichtende Gefühle und wie wir lernen können, mit ihnen umzugehen
Neid, Zorn, Traurigkeit und Angst sind die Top 4 der zermürbenden Gemütszustände, mit denen wir auf Situationen reagieren, in denen nicht alles rund läuft. Doch mit welchem Erfolg?
Wenn wir negativen Gefühlen freien Lauf lassen, können sie beträchtlichen Schaden anrichten – sowohl bei uns, als auch bei anderen. Aber was ist die Alternative? Natürlich können wir negative Ereignisse nicht vermeiden. Trotzdem können wir lernen, angemessen mit ihnen umzugehen und uns nicht von ihnen beherrschen zu lassen.
Zumal negative Gefühle durchaus auch etwas Positives bewirken können. Neid, Zorn und Traurigkeit können – solange sie nicht die Oberhand gewinnen – ein enorm starker Motor für unsere persönliche Entwicklung sein. Oder gibt es einen besseren Ansporn, endlich ein bisschen mehr Sport zu treiben, als tagtäglich der Kollegin über den Weg zu laufen, die einem so viel attraktiver erscheint?
Negative Emotionen sind also in der Lage, uns persönlich weiterzubringen, indem wir mehr Ehrgeiz entwickeln, Situationen verändern, die uns unzufrieden machen oder Konflikte klären, die uns schon einige Zeit belasten. Wichtig ist nur, ihnen nicht zu viel Raum zu geben. Denn wenn pessimistische Stimmungslagen in unserem Leben überwiegen, »vermiesen« wir uns dadurch nicht nur die Gegenwart – negative Gefühle können uns regelrecht krank machen und so auch unsere Zukunft beeinflussen.
Immer wieder bestätigen Forschungen die altbekannte These, dass eine häufige oder gar dauerhaft schlechte Stimmung unser Immunsystem schwächt. In einer aktuellen amerikanischen Studie entwickelten Studienteilnehmer mit besonders negativen Emotionen nach einer Grippe-Impfung weniger Antikörper als Probanden mit positiven Gefühlen. Alle Teilnehmer der Studie mussten dafür fünf Minuten lang den besten oder schlimmsten Moment ihres Lebens aufschreiben, wobei ihre Hirnströme sowie die Reaktionen des Körpers auf ihre Gefühle gemessen wurden. Danach erhielten alle Probanden eine Grippe-Impfung und im Abstand von zwei, vier und 26 Wochen wurde die Zahl der Antikörper gemessen. Das Ergebnis: Die Teilnehmer, die bei der Erinnerung an das schlimmste Ereignis die intensivsten Gefühle zeigten, entwickelten weniger Antikörper, zeigten also eine geringere Immunantwort. Eine mögliche Erklärung für diesen Effekt ist in unserem Hormonhaushalt zu finden. Vor allem, wenn wir wütend sind, schütten wir Adrenalin aus. Häufige Adrenalin-Ausschüttungen schwächen jedoch unser Immunsystem und machen uns anfällig für Krankheiten.
Die Lösung liegt also nicht – wie häufig propagiert – darin, allen seinen Gefühlen, den guten wie den schlechten, freien Lauf zu lassen, und sich so von ihnen zu befreien. Vielmehr sollten wir versuchen, negative Gefühle gar nicht erst aufkommen zu lassen bzw. ihnen – sollten sie sich doch zu Wort melden – von Anfang an den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Ein erster Schritt in diese Richtung: Der Versuch, die eigenen negativen Geisteszustände zu erkennen. Wenn wir uns darüber bewusst sind, wann wir neidisch, verärgert, wütend oder traurig reagieren und welches die häufigsten Auslöser für diese Gefühle sind, dann befinden wir uns bereits auf dem besten Weg, unsere Gefühlswelt in den Griff zu bekommen – zumindest so weit, dass sie uns nicht schadet.
Ihre Monika Matschnig
Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance
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