Wirkung, Kulturunterschiede und Praxistipps für Bühne und Video
„Suche nicht die großen Worte, eine kleine Geste genügt.“ – dieses Zitat von Phil Bosmans bringt es auf den Punkt: Unsere Armbewegungen sind mehr als nur beiläufige Bewegungen. Sie unterstreichen Worte, betonen Botschaften und können eine Präsentation lebendig oder langweilig wirken lassen.
Je mehr Raum jemand für seine Gesten beansprucht, desto mehr Aufmerksamkeit zieht er auf sich. Große, offene Bewegungen wirken oft kraftvoll und selbstbewusst, während kleine oder eingeschränkte Gesten zurückhaltend wirken können. Nicht ohne Grund nutzen in vielen Kulturen Männer tendenziell größere Armbewegungen als Frauen.
Armbewegungen sind nicht überall gleich. In den USA beispielsweise ist es normal, Argumente durch kräftige Gesten zu unterstreichen – vom Faustschlag auf den Tisch bis zum rhythmischen Klopfen, um einen Punkt zu betonen. Auch amerikanische Managerinnen greifen zu solchen Gesten, wenn auch oft in reduzierter Form.
In Japan hingegen sind große Armbewegungen unüblich. Raum ist dort begrenzt, und ausladende Gesten können als Eindringen in die Privatsphäre empfunden werden. Was aus westlicher Sicht als Zurückhaltung oder gar Desinteresse wirken mag, ist in Japan ein Zeichen von Respekt und Konzentration.
In arabischen Kulturen dagegen werden die Arme noch expressiver eingesetzt als in den USA. Jede Emotion – ob Begeisterung oder Ärger – wird mit deutlichen, ausladenden Bewegungen begleitet.
Wer international kommuniziert, sollte sich an den Gestenstil seines Gegenübers anpassen. Wenn das schwerfällt, ist Zurückhaltung oft die beste Wahl – dezente Gestik wird seltener missverstanden.
Ob bei einem Vortrag oder im persönlichen Gespräch: Die richtige Platzierung der Arme ist entscheidend. Wenn Sie nicht sprechen, lassen Sie Ihre Arme locker seitlich hängen oder legen Sie die Hände locker ineinander – am besten im Bereich von Nabel oder Gürtel. Vermeiden Sie dabei die „Bittsteller-Haltung“, bei der die Hände zu hoch oder verkrampft gehalten werden.
Ihre Gestik sollte zu Ihrer Persönlichkeit passen. Wer von Natur aus zurückhaltend ist, wirkt mit übermäßig großen Gesten schnell unauthentisch. Umgekehrt erscheinen winzige, zaghafte Bewegungen bei extrovertierten Menschen oft unpassend.
Menschen spiegeln oft unbewusst die Körpersprache ihres Gegenübers. Nutzen Sie diesen Effekt gezielt:
Dieses „Matching“ sorgt für ein harmonischeres Gesprächsklima und erhöht die Sympathiewerte.
Im digitalen Raum gelten eigene Spielregeln. Hier entscheidet der Bildausschnitt darüber, ob Ihre Gesten wirken oder irritieren.
Gerade bei virtuellen Präsentationen lohnt sich eine Probeaufnahme. So sehen Sie, ob Ihre Bewegungen passend wirken oder zu hektisch erscheinen.
Gute Gestik fällt nicht vom Himmel – sie ist trainierbar. Üben Sie gezielt, zum Beispiel:
Wer regelmäßig übt, entwickelt automatisch ein Gefühl für Timing, Größe und Wirkung der Armbewegungen.
Armbewegungen sind ein zentraler Bestandteil der Körpersprache – egal ob auf der Bühne, im persönlichen Gespräch oder im virtuellen Raum. Sie können Aufmerksamkeit lenken, Aussagen verstärken und Sympathie aufbauen. Entscheidend ist, sie bewusst einzusetzen, kulturelle Unterschiede zu berücksichtigen und sie der jeweiligen Situation anzupassen.
Ihre Monika Matschnig,
Expertin für Körpersprache, Wirkung und Performance
Bild: HitToon/ Shutterstock.com